AMALTHEA

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Mein armes Buch, komplett zerlesen!

Es ist tatsächlich passiert. Ich bin fertig mit „Amalthea“ von Neal Stephenson. Und ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll.
Wenn ich mich so lange mit einer Geschichte beschäftige, geht deren Welt fast schon in meine eigene über. Ständig denke ich an die Personen, an die Gegebenheiten. Es ist einfach immer in meinem Kopf. Ich habe für dieses Werk so lange gebraucht, weil es einerseits ein ordentlicher Wälzer ist, andererseits gab es einfach viel zu viel Stress durch das Kolleg mit all den Prüfungen, als dass ich mich in Ruhe zu meinem Buch hätte setzen können.

Amalthea ist mein erster richtiger Sci-Fi Roman. Bisher habe ich mich dem Sci-Fi immer verweigert. Dafür gibt es aber absolut keinen sinnvollen Grund und ich hätte mich definitv schon früher mit diesem Genre beschäftigen sollen!
Darauf gekommen bin ich letztendlich durch Marion Zimmer-Bradleys „Darkover“. Die Vermischung von mittelalterlicher Fantasy mit Sci-Fi weckte mein Interesse und ließ mich in einer Buchhandlung auf das traumhafte Cover von Amalthea aufmerksam werden. Als dann der Klappentext auch noch vielversprechend klang, war es natürlich sofort auf meiner imaginären Wunschliste vermerkt. Letzten Sommer schenkte mein lieber Freund es mir dann.

 

Zum Werk

Wo soll ich anfangen? In diesem Roman steckt so vieles!
Ohne zu viel zu verraten, lässt sich der Inhalt folgender Maßen erklären:
Das Schicksal der Menschen ändert sich schlagartig, als der Mond durch ein ungeahntes Phänomen explodiert. Wissenschaftler erkennen, dass die Erdoberfläche binnen kurzer Zeit nicht mehr belebbar sein wird, woraufhin ein Entschluss gefasst wird: Die Menschen müssen ins All ausweichen. Eine neue Ära beginnt.

Von Anfang bis zum Schluss sind alle Entwicklungen, die die Menschheit durchläuft so spannend zu lesen! Mein einziger Durchhänger war der Zeitpunkt, als die Menschheit im All anfängt, wieder menschlich zu werden…
Alles war so perfekt durchgeplant und durchstrukturiert. Ich war wirklich fasziniert und begeistert. Doch dann wird diese perfekte Idylle gestört. Das ist absolut logisch und wäre anders kaum nachvollziehbar, trotzdem war meine heile Amalthea-Welt erschüttert und das Weiterlesen viel mir für eine Zeit lang schwer.
Faszinierend an Amalthea ist, dass die Geschichte in zwei Abschnitte unterteilt ist. Der Leser erfährt nicht nur, wie die Menschen ins All gelangen und sich dort durchschlagen, sondern auch, wie es weitergeht. Die Menschheit wird nicht einfach sich selbst überlassen, es wird genau erklärt und durchdacht, was weiter geschehen ist, als wir plötzlich in eine Zeit 5.000 Jahre später katapultiert werden.

Was ich daran liebe

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In Amalthea stimmt für mich einfach alles. Ich bin so froh, dass dieses mein erstes richtiges Sci-Fi Werk ist. Einige Technologien sind sehr kompliziert beschrieben und eine Vorstellung davon zu bekommen war nicht immer ganz leicht, dennoch sind die technischen Aspekte verständlich und nicht unendlich kompliziert. Die Art, wie Neal Stephenson Dinge beschreibt und wie er sie sieht, stimmt hin und wieder einfach nicht mit meiner Art zu denken überein, weshalb ich mir manche Landschafts- oder Gebäudebeschreibungen langsam und genau oder auch ein zweites Mal durchlesen musste.
Jedenfalls habe ich mich in so manchen Charakter regelrecht verliebt. Die Charaktere sind durchweg interessant und gut ausgearbeitet. Sie treffen Entscheidungen, mit denen ich oft nicht einverstanden war, die aber perfekt auf die jeweiligen Personen und Situationen passen und den ganzen Roman rund und schlüssig machen.

Was mich am nachhaltigsten geprägt hat – und wohl auch mein ganzes Umfeld, das sich ständig meine Begeisterung anhören durfte – war die Tatsache, dass dieses Szenario, das Explodieren des Mondes, komplett in mein Denken überging. Oft genug hatte ich Gedanken daran, was wir wohl tun sollten, jetzt, wo die Erde für uns Menschen dem Untergang geweiht ist. Manchmal wachte ich auf mit dem Gedanken: „Ist doch egal, wann die nächste Prüfung ist. Bald sind wir alle tot.“
Das war zeitweise wirklich erschreckend und es war definitv notwendig mir schnell wieder im Klaren zu werden, dass das die Geschichte meines derzeit gelesenen Romans betrifft, nicht aber die Realität.
Genauso kamen mir all die Technologien und die technischen Schritte, die die Menschen setzen, so real vor. Neal Stephenson ist ein Autor mit sehr umfangreicher technischer Kenntnis und im Nachwort ist auch ersichtlich, wie detailiert und intensiv er sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat und wie viel Zeit er in dieses Baby gesteckt hat. Dementsprechend wirkt alles sehr real und fundiert, was Amalthea nurnoch besser macht.

Zum Schluss

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Ich kann dieses Buch wirklich jedem, der sich auch für Sci-Fi interessiert, ans Herz legen. Für mich ist Amalthea einfach nur großartig! Es gibt so vieles, über das ich mir während des Lesens, aber auch jetzt im Nachhinein Gedanken mache. So viele Grundlegende Überlegungen werden aufgeworfen. Dinge, an die ich selbst so nie gedacht hätte, aber mit denen man sich als Autor beschäftigen muss, wenn man eine neue Entstehungsgeschichte schreibt.
Die Wege, die Neal Stephenson hier einschlägt, sind meiner Meinung nach logisch, faszinierend und treffen komplett ins Schwarze. Das Werk trifft den Zahn der Zeit und lädt ein, sich selbst mit Grundlegenden Fragen zu befassen. Ich bin ein Mensch, der sich gerade beim Lesen gerne einfach berieseln lässt. Ich lese, weil es mir Spaß macht. Ich nehme an, was sich mir da auftut und bin nicht unbedingt jemand, der alles hinterfragt. Ich lese, um mich von der Geschichte ergreifen zu lassen. Auch das ist in Amalthea passiert, aber tatsächlich brachte es mich dazu, mich immer wieder selbst zu fragen:
Was hätte ich für einen Weg eingeschlagen?
Was hätte ich mir für die Menschheit gewunschen?
Wie stehe ich zu diesen Entwicklungen?

Eine Tatsache, die mich sehr fasziniert, die Amalthea für mich zu einem wahren Gewinn macht und die mich vielleicht zu dem einen oder anderen zusätzlichen Text zu inspirieren vermag.

 

Bücherzeit ist immer eine gute Zeit.
Deine,

Vemigan

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